1/28/2016

Feuerzangenbowle mit Machandel

Der Film "die Feuerzangenbowle" aus dem Jahr 1944 mit Heinz Rühmann ist ein Klassiker:
Dr. Johannes Pfeiffer, ein junger, erfolgreicher Schriftsteller, gelangt in der feuchtfröhlichen Herrenrunde bei einer Feuerzangenbowle zur Erkenntnis, als Schüler so manches verpasst zu haben. Das will er nun nachholen und gibt sich als Gymnasiast aus, der nichts als dumme Streiche spielt.

Feuerzangenbowlen haben bei uns in der Schweiz keine Tradition - umso mehr hat es mich gefreut, neulich bei unserem Freund Karsten in Genuss einer echten Feuerzangenbowle gekommen zu sein, zubereitet in einem Original-Service aus den 1960er-Jahren.
Wir hatten zwar hinterher nicht zwingend das Bedürfnis, wie Dr. Johannes Pfeiffer erneut die Schulbank zu drücken, dafür kam uns eine andere, gute Idee: Die Bowle haben wir mit einem grosszügigen Schluck Stobbe Machandel aufgemotzt. Dieses Brandwasser kennt wahrscheinlich keiner. Es handelt sich dabei um Gin, der bis vor dem Zweiten Weltkrieg im ehemaligen Freistaat Danzig (heutiges Polen) von der Firma Stobbe gebrannt wurde. Stobbe Machandel wird immer noch hergestellt, allerdings nicht mehr wie weiland in Tiegenhof (Nowy Dwor Gdansk), sondern in Deutschland.

Hier das Rezept für Feuerzangenbowle mit Ostpreussischer Note

Zutaten für 6 Personen:
2 Liter Rotwein
5 dl Orangensaft
1 Bio-Orange, in Scheiben geschnitten
2 Zimtstangen
6 Gewürznelken
6 Sternanis
1 Feuerzangen-Zuckerhut
Zirka 3.5 dl Rum
Zirka 1-2 dl Stobbe Machandel

Zubereitung
Rotwein in einen Kochtopf geben, Orangensaft und Orangenscheiben beifügen. Sämtliche Gewürze dazugeben und erhitzen, aber nicht zum Kochen bringen. Auf kleinem Feuer mind. 1 Stunde ziehen lassen. Vor dem Servieren nach Belieben Stobbe Machandel beifügen. Eine Feuerzange mit dem Zuckerhut über den Feuerzangenkessel legen. Zuckerhut mit Rum tränken, wenig (!) Rum in eine Suppenkelle geben und mit einem langen Zündholz anzünden. Den brennenden Rum über den Zuckerhut giessen, sodass dieser zu brennen beginnt und in die Bowle tröpfelt. Achtung: Wenn der Zuckerhut brennt, niemals direkt aus der Rumflasche nachgiessen. Dass man nicht zu viel der gefährlich süssen Feuerzangenbowle trinken soll, versteht sich von selbst. 

1/16/2016

Bei Alain Ducasse im Plaza Athenée

Diese Woche hatte ich das grosse Vergnügen, im legendären Plaza Athenée an der Avenue Montaigne in Paris zu übernachten und bei Monsieur Alain Ducasse einzukehren.
Auf dem Menu standen Lentilles vertes du Puy et caviar, délicate gelée parfumée (grüne Linsen mit Kaviar und einem dezent aromatisierten Gelée), Bar de l’Atlantique saigné, topinambours du potager de la Reine, truffe noir (Wolfsbarsch mit Topinambur aus den Gärten von Versailles, dazu schwarze Trüffel), Homard du Cotentin, choux fumés, clémentines confites (Hummer mit geräuchertem Kohl und konfierten Clementinen) und zum Dessert gab es Chocolat et café de la Manufacture de la maison, sarrasin torréfié (Schokolade und Kaffee aus der hauseigenen Manufaktur und gerösteten Buchweizen).




Bevor das Menu startete, wurden uns drei Amuse-Bouches überreicht, darunter Galettes Croustillantes de Céréales (Knusprige Getreidescheiben).

Das Rezept findet man auch in Ducasses neuem Kochbuch „Nature Volume 2“ (habe mir am nächsten Tag im Conran-Shop gekauft). Es geht so:

Zutaten für 4-6 Personen
250 g Haferflocken
500 g Müesli
3 EL Reismehl
200 g Akazienhonig
6 g Piment d’Espelette
4 g Zimtpulver

Zubereitung:
Am Vorabend Haferflocken, Müesli und Reismehl in eine Schüssel geben. 60 cl warmes Wasser beifügen und mischen. In den Kühlschrank stellen.
Am nächsten Tag den Ofen auf 160 Grad einheizen. Schüssel aus dem Kühlschrank nehmen, Honig und die Gewürze untermischen. Mischung auf ein Backblech verteilen, 10-15 Minuten im Ofen rösten bis die Galettes trocken sind.
Aus dem Ofen nehmen, in Stücke brechen und als Beilage, zum Beispiel zu Fruchtsalat, servieren.

Jetzt wollt Ihr bestimmt wissen, wie mir das Essen im fast schon sakral anmutenden Restaurant des Küchengottes geschmeckt hat? Natürlich war es wunderbar, das ist keine Frage, aber ehrlich gesagt, habe ich mehr erwartet. Was mir sehr gefielt, ist die moderne, zeitgemässe Linie, die Ducasse fährt: Sein Menu stand ganz im Zeichen von Natürlichkeit, Regionalist und Saisonalität. Ducasse vertritt die Meinung, dass wir generell weniger essen sollten, vor allem weniger Kohlenhydrate, Fett und tierische Eiweisse. Dafür mehr Früchte und Gemüse aus regionalem, biologischem Anbau. Fleisch sollte man nur einmal wöchentlich zu sich nehmen, so der O-Ton des Meisters. Das Menu, das ich bei Ducasse geniessen durfte, kam ohne Fleisch aus und beinhaltete zahlreiche Superfoods wie Buchweizen, Nüsse, Kerne, Rohkakao, Federkohl und anderen Grünkohl. Sehr cool fand ich das Dessert: In einer ausgehöhlten Kakaobohne servierte uns Ducasse ein Schokoladenglacé und ein Buchweizenglacé, dazu ein luftiges Schokoladenmousse-Törtchen sowie ein Pain Perdu in Miniaturform. 

Kurzum: Ich habe mich die zwei Nächte im Plaza Athenée wie eine Königin gefühlt. Hier zwei Selfies, die ich in den neuen Eiffel-Suiten aufgenommen habe. 
Die Eiffel-Suite im klassischen Stil ist ganz in hellen "Greige"-Tönen gehalten. 

Die Art-Déco Eiffel-Suite zeichnet sich durch eine dunkle Farbgestaltung aus. Beide Eiffel-Suiten sind für den bescheidenen Preis von 12'000 Euro/Nacht zu haben.

Noch bis zum 31. Januar gibt es im Innenhof des Plaza Athenée übrigens ein kleines Eisfeld. 
Täglich ab 15 Uhr dürfen die Kinder aufs Eis, derweil sich die Mamas und Papas an der Dom-Pérignon-Bar bei Bedarf ein Glas Champagner einverleiben können. Très chouette! 

12/23/2015

Schadensbegrenzung

Eine aufmerksame Leserin der NZZ am Sonntag hat mich darauf hingewiesen, dass sich im Rezept "Weisses Schoggimousse" (STIL-Magazin vom 20. Dezember 2015) ein sehr ärgerlicher Fehler eingeschlichen hat: Statt 1 dl steht im Rezept 1 Liter. Mit anderen Worten: wer dem Rezept streng folgt, kann seinen Gästen kein luftiges Schokoladenmousse servieren, sondern eine weisse Schokoladenmilch. Ich ärgere mich natürlich sehr darüber und hoffe, mit dieser Warnung den Schaden zu begrenzen.

12/10/2015

Food-Shooting

Während wir noch an den Weihnachtsgeschenken für die Kinder und Grosseltern herumstudieren, ist in meiner Rezeptkolumne bereits das neue Jahr angebrochen: Die Rezepte für den Dezember sind allesamt produziert, heute haben wir etwas Feines für den Januar fotografiert - nein, natürlich verrate ich nicht was (nur soviel: der italienische Mandelkuchen ist sehr lecker)! Die schönen Bilder stammen fast immer von Claudia Linsi, eine der profiliertesten Food-Fotografinnen, die ich kenne. Vielen Dank, liebe Claudia, dass Du mich nun schon seit mehreren Jahren kulinarisch begleitest und inspirierst! Auch weiss ich es sehr zu schätzen, dass Du Dir die Mühe machst, die Rezepte bei mir zu Hause zu fotografieren, was für Dich jeweils mit einem grossen Aufwand (Kamera-, Stativ-, Teller-, Schüsseln- und Bildhintergründe-Anschleppen) verbunden ist.

Nicht immer ist von Anfang an klar, welche Perspektive die richtige ist: von oben herab fotografiert  oder besser seitlich, vielleicht mit Tiefenunschärfe? Und bei Torten, Kuchen oder Gratins fotografieren wir in der Regel immer zwei Varianten: Einmal den ganzen Kuchen beziehungsweise den Gratin in der Form und einmal ein Kuchenstück oder eine Gratinportion auf dem Teller angerichtet, wie die zwei folgenden Bilder zeigen:
Für welche der beiden Varianten wir uns letztlich entschieden haben und um was es sich bei diesem Gericht genau handelt, erfährt ihr am 17. Januar im STIL-Magazin der NZZ am Sonntag.

12/07/2015

Weihnachtsmenü: Making-of


Heute gab's zwar leider keine Bescherung, dafür aber ein Festessen: Nachdem ich eigentlich verkündet habe, dieses Jahr kein Weihnachtsmenü für das STIL-Magazin zu fotografieren, habe ich mich wieder einmal überreden lassen - und gleich zwei Viergang-Menüs produziert. Natürlich nicht alleine, sondern einmal zusammen mit der Fotografin Claudia Linsi und meiner Redaktionskollegin Anna Kaminsky und heute mit dem Fotografen Lukas Lienhard, der Stylistin Ayako Sugaya und Anna Kaminsky. Wie das Menü genau aussieht und warum es gleich zwei Weihnachtsmenüs gibt, erfährt Ihr am Sonntag, 20. Dezember im STIL der NZZ am Sonntag. Hier einen kleinen Einblick hinter die Kulissen.

Tristan-Langusten: Wunderbar zartes Fleisch und wunderschöne, rote Farbe. 


Nein, nein, kein Haarspray, sondern Speisegold zum Besprühen (hat sich aber nicht so bewährt)!
Noch muss das Kalbskarree ein bisschen weitergaren, zusammen mit Dörrfrüchten und einem Hauch Zimt.
Das Schöne beim Food-Shooting: Man darf zwischendurch probieren. Hier im Bild unser Mittagessen.
The one and only Lukas Lienhard.

12/04/2015

Geschirr, Geschirr

Zuckerdose von Johann Haviland.
Ihr fragt mich immer wieder, wo man schönes Geschirr kaufen kann. Auch wenn es immer schwieriger wird, im Brockenhaus überhaupt noch etwas Interessantes zu finden, lohnt sich ein Besuch alleweil. So habe ich kürzlich bei Emmaus in Zürich ein reizendes, altes Service von Mason's erstanden. Grosse Freude habe ich auch am filigranen und sehr eleganten Arzberg-Service aus den Fünfzigerjahren, das mir meine Nachbarn geschenkt haben. 
Ich finde, als Alltagsgeschirr ist das klassische Edme-Service von Royal Wedgewood perfekt. Und wenn mal ein Stück in Brüche geht, ist es nicht weiter tragisch, da dieses Service ja immer noch hergestellt wird (erhältlich zum Beispiel bei Globus).

Wer Gelegenheit hat, in Frankreich in eine Brocante zu gehen, kauft sich am besten einen Stapel unterschiedlicher alter Teller. Denn für die Gästerunde sieht ein Tisch mit lauter verschiedenen Tellern très charmante aus.

Aber mein absoluter Favorit ist Astier de Villatte aus Paris. Leider ist die Homepage (obwohl sehr witzig gemacht) überhaupt nicht informativ. Ich glaube, es handelt sich ursprünglich um zwei Westschweizer. Das würde ich gerne auf der Homepage nachlesen können. Aber da habe ich nichts über die Firmengeschichte gefunden. In der Schweiz kann man das wunderschöne Porzellan aus Frankreich zum Beispiel bei Limited Stock an der Spiegelgasse in Zürich kaufen. Dieser Laden ist bekanntlich immer eine Fundgrube.  
Etagère von Astier de Villatte.


Teetassen von Mason's (links) und Arzberg. 

Geschirr von Astier de Villatte.

12/03/2015

Do it yourself: Shabby Chic!

Heute haben meine beiden Freundinnen vom Atelier S&R, Sandra und Michèle und ich mit Claudia Zechner-Furger einen Shabby-Chic-Kurs in unserer Hauswerkstatt durchgeführt. Sandra hat drei Beistelltische aus den Fünfzigerjahren zu neuem Leben erweckt, Michèle hat einen zauberhaften alten Hocker in ein wunderschönes Country-Living-Möbel verwandelt und ich habe zwei alte Stühle, die mir Hedi Lipscher von homestories.ch letzte Woche geschenkt hat, aufgemöbelt. Die Stühle sehen nun richtig toll aus. Wir waren alle begeistert vom Kurs, viele Dank, liebe Claudia! Wenn man die richtigen Farben zur Hand hat, kann eigentlich nichts schief gehen. Richtig heisst: Kreidefarben, am besten von der niederländischen Marke "Paint the Past". Wir haben die Möbel zuerst grundiert (zum Beispiel hellgrau) und nach dem Trocknen mit Weisswachs leicht lasiert. Zum Schluss könnte man mit einem sehr feinen Schmirgelpapier (mind. 280) etwas Farbe wieder entfernen, sodass das Holz durchschimmert. So erzielt man sehr schöne Shabby-Chic-Effekte. Noch schneller geht es, wenn man das Möbel von Hand nur leicht anschleift und salopp husch-husch etwas trocken anmalt, sodass das Holz nicht ganz gedeckt ist. Dieses superschnelle Vorgehen empfiehlt sich aber nur, wenn einem der ursprüngliche Holzton gefällt. Weitere Eindrücke und Infos erhält Ihr auf Claudias Homepage voirlejour.ch. Und hier noch einige Impressionen von unserem Workshop: 

12/02/2015

Schlemmereien aus der Delicatessa

Das neue Globus-Delicatessa-Weihnachtsmagazin ist heute eingetroffen - mit Texten aus meiner Textwerkstatt, vielen Geschenkideen für alle Gourmets dieser Welt und coolen, kreativen und unkomplizierten Rezepten aus der Globus-Küche.  

Wir besuchen den Samichlaus am 6. Dezember

Am kommenden Sonntag ist Samichlaustag. Da wir nicht sicher sind, ob er uns besucht, haben wir beschlossen, ihm einen Besuch abzustatten. Denn wir glauben, herausgefunden zu haben, wo er wohnt: In dieser gemütlichen Hütte im Val Lumnezia. Die Grittibänzen werden wir am Samstagabend backen und sie am Sonntag zum Zmorge essen. Das Rezept dazu erscheint am 6. Dezember im STIL der NZZ am Sonntag.